Salt. in the soup

Salt. in the soup

BLACKLISTEDBY DISAPPOINTMENT

Ans Vaterland, ans theure, schliess dich an, lässt Schiller seinen Attinghausen im Tell sagen – doch heute hört man in der Schweiz nur noch: Kein Anschluss unter dieser Nummer.

Merke: Sparen lernt man nur bei reichen Leuten – es geht da immerhin um CHF 9.90/Mt.

Nun sehen wir einmal mehr, dass Burkina Faso nicht schlechter ist als die Schweiz, nur billiger:
  • B. kündigt ein wenig benutztes Abo fristgerecht; er gedachte auf PrePaid umzusteigen und die Nummer zu behalten.
 
Mobiltelefonate innerhalb der EU sind sehr billig geworden, Roaming tut nicht mehr weh.
Umso mehr gehen Gespräche von der EU in die Schweiz und umgekehrt ins Tuch. Provider beider Seiten missbrauchenden Umstand, dass CH nicht EU ist, schamlos.Und das BAKOM setzt keinerlei Druck auf – oder dann erfolglos.
 
Folge: EU-Leute, die oft in CH sind, benötigen ein Mobile mit Dual-SIM, 1. EU 2. CH. So kam B. zu einer Zweitkarte bei Salt.
  • Beweis der Kündigung: Mitschnitt des Telefonates vom 28 Mai 2018, 11:38 Uhr mit dem Salt.-Abonnementsdienst (Nummer 0800 780 100)

Originalfile

by [Ivo Bechtiger]_232- 0800780100_20180528113811(163).wav - | (Anhören bringt nicht viel: erst gegen Schluss wird die Kündigung zweimal als erfasst bestätigt)

  • B. glaubt, er habe sogar mal eine schriftliche Bestätigung  gesehen – aber im Vertrauen auf Schweizer Dienstleistungsqualität nicht weiter beachtet und entsorgt
  • B. wollte schon mal was einzahlen,das gehe aber erst nach 04.10.18, sagte der Agent schon bei der Kündigung, und später erneut
  • Nach  Verfalls des Abos erhielt B. eine Rechnung für vorzeitige Aboauflösung. Es würden ihm demnächst CHF 210,– strafweise verrechnet
  • Wie dumm muss einer/eine sein, um immer noch Chef Administration/EDV des drittgrössten Providers einer für Qualität (LOL) weltberühmten Staates zu sein?
  • Was tut der Konsument, der nicht nachher seinem Geld nachrennen will: er cancelt die LSV-Ermächtigung auf der Bank. Die werden dann schon kommen, mit einer Korrektur.
  • Tatsächlich, der Strafbetrag wurde in einer neuen Abrechnung wieder gutgeschrieben. Die Botschaft
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  • B. zahlte nach einiger Zeit CHF 20,– bar ein, die letzte Abo-Belastung von 9,– würde dann logischerweise wohl abgezogen, der Rest wäre eine erste Prepaid-Einzahlung.
  • Das Telefon funktionierte denn auch einige Tage.
  • Dann kam eine Kündigung des Abos per Post (ja, die gibts auch noch) ins Haus – also, erst mal macht Salt. einen Fehler, wehrt man sich nicht, ist man 210 Franken los, sonst gilt man als zu kündigender Bösewicht.Keine rede von Prepaid.
  • B. unternahm nichts, hatte ja 20,– eingezahlt. Müsste ja funktionieren. Denkste.
  • Plötzlich ist die Leitung tot – trotz Guthaben!
  • B. überlegt nun diese Nieten im Nadelstreif zum Friedensrichter zitieren… um sein Guthaben zu erhalten und seine Nummer zu transferieren.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Telefonieren mit salt. ist fast so schön wie Banken bei Raiffeisenman zahlt die Boni derer, die den Laden nicht im Griff haben.

Es kommt aber noch viel schöner

 

 

Geldschöpfung für Dummies

Geldschöpfung für Dummies

…ob die ständige Geldschöpfung gut ist, werden wir ja noch sehen… (Die Initiative basierte aber jedenfalls auf falschen Vorstellungen, da sind die Fehler der Bundeskanzlei vergleichsweise harmlos)

Oh mia patria, si bella e perduta…                                  

Verdi, Gefangenenchor aus Nabucco

So einfach ist das angeblich, da gibts zwei Methoden: Erstens – eine Bank vergibt Einlagen  ihrer Kunden an andere Kunden als Kredit. Zweitens: Die freche Bank “schafft” Geld, indem sie Kunden auf deren Kreditkonto cool Gutschriften erteilt.

Am nächsten Tag will der Kunde (im zweiten Fall) das Geld wegüberweisen (etwa zum Autohändler), das geht meist über das SIC (Interbanken-Clearing) der Nationalbank. Nur ist das SIC-Konto der Bank bei der SNB leer… die Bank, die grundlos Gutschriften erteilt, ist bald mal pleite. Daran kann selbst die Bundeskanzlei wenig ändern.

So ist es wirklich: irgendwer muss irgendwann das SIC-Konto der Bank gefüllt haben, sonst kann sie kein Geld wegüberweisen bzw. keinen Kredit vergeben. Aus nichts wird nichts: Jede Buchung hat zwei Seiten (schon mal von Soll und Haben gehört?) – das zu verbuchende Geld muss erst mal im Bankensystem sein. Banken können nicht hexen!

Anfangs waren 20.000 in der Kasse der Witwe Bolte; die zahlt 20.000 auf ein Sparbuch ein, die Bank vergibt damit einen Kredit an den Maserati-Fan Jugovic, der überweist das Geld seinem Autohändler, der zahlt es wiederum auf eine Bank ein, jetzt haben Frau Bolte und der Autohändler je 20.000, also zusammen 40.000 Bankguthaben und Jugovic hat 20.000 Schulden.

Es gibt netto immer noch gleich viel Geld (40.000 – 20.000 = 20.000, nicht mehr als Mme Bolte anfangs hatte.

Somit wird das Buchgeld durch die Kreditvergabe geschöpft, also der Geldumlauf erhöht, aber zwingend auf Basis einer Kundeneinlage.

Das Abstimmungsbüchlein sagt anfangs richtig, die Bank könne das Geld der Kundin verwenden. Es gibt aber nicht zweierlei Arten der Kreditvergabe – es gibt nur diese eine: Kundeneinlagen im Bankensystem werden als Kredite weitervergeben. Kredit “schafft” zusätzliches (Buch)Geld, also Guthaben, aber nicht grundlos, scheinbar aus dem Nichts.

Die “zweite” Methode ist somit exakt die erste, in unglücklichen Worten wiederholt.

Wenn die Bundeskanzlei nicht versteht, wie das Geldwesen funktioniert, wie soll es der Bürger kapieren, der darüber an der Urne befinden soll?

Feminismus ist Fanatismus

Feminismus ist Fanatismus

Ich lese im Tagesanzeiger 23. August 2017, dass “wenn einer [. . .] die Töchter [Österreichs] aus der Nationalhymne streicht, dann macht er hinterwäldlerischen Antifeminismus salonfähig“.

Der schützenswerte Text von Paula von Preradović lautet: Heimat bist du grosser Söhne / Volk begnadet für das Schöne und wurde von Fanatiker(innen) verwürgt in Heimat grosser Töchter, Söhne / Volk begnadet für das Schöne.

Dass dieser vor einigen Jahren gegen erbitterten Widerstand beinahe des gesamten Volkes eingeführte Murks unhaltbar war und jedes Gebastel an einem historischenText per se zu hinterfragen ist, darf wohl gesagt werden. Schliesslich gab die Regierung nach einigem Hin- und Her nach und es bleibt bei dem von Frau (!) von Preradović (immerhin einem Gestapo-Folteropfer) 1946 gedichteten Text.

Fairness muss man im Alltag leben, verzwungene Lippenbekenntnisse in einer verhunzten Nationalhymne sind Kosmetik.

Die Österreicher sind noch nicht so verkommen-dekadente Gutmenschen wie die Eidgenossen.

SwissPass Nummerndebakel

SwissPass Nummerndebakel

Merke: das ist die 10-stellige Kundennummer, für SBB-Zwecke scheinbar unentbehrlich.
Zum Jux ist auch noch die alte Halbtaxabo-Nummer oben drauf, 3 Buchstaben & 3 Zahlen

…und das ist die 12-stellige Swisspassnummer, damit keiner drusschunnt.

Warum ist die SBB-interne Nummer vorn und die eigentliche Swisspassnumer klein und versteckt hinten?

Stolz erfasst B., der stets vorgibt, ein grüner Aktivist zu sein (aber lieber seinen alten Mercedes S400 fährt als einen Carsharing- Goggomobil-Smart) seinen neuen Swisspass (ein Halbtaxabo-Surrogat) auch als Mobility-Zugangskarte und tippt brav die dicke fette Nummer auf der Swisspass-Vorderseite ein.
Das System weigert sich, das zu fressen.
Daher eine Mailanfrage:

Wieso stehen auf dem Swisspass vorne die alte Halbtaxabo-Nummer plus eine 10stellige Zahlengruppe – und wenn man diese dann verwendet, geht nichts, denn auf der Rückseite ist diskret die angeblich richtige 12-stellige Nummer  aufgedruckt?

Man hätte ja anmerken können, welche die richtige sei und zudem ist eine davon wohl verzichtbar??

Welcher Löli hat sich das ausgedacht? Einer der ein tolles Honorar für den Entwurf erhalten hat?

…woraufin die schöne T. K. rechtfertigt, dass die Vorderseite die SBB-internen Nummer enthalte. Ist der Swisspass nun ein Gemeinschaftswerk oder eine SBB-Angelegenheit?  – die Kondukteure brauchen ohnehin keine Nummern mehr, die lesen ja den Chip in der Karte aus? Wozu diese Nummer an der falschen Stelle?

Nebensache, SBB-Datenschrott aus dem letzten Jahrhundert, ist Hauptsache. Die uralte Datenbank wollen die wohl noch ein paar Jahrzehnte weiterführen, statt die Swisspassnummer zu verwenden?  Oder aber: warum brauchen die anderen eine Swisspass-Numer, wenn es eine SBB-Nummer gibt?

Deutschland, erwache!
denn die Schweizer sind dir dicht
auf den Fersen…

Oh mia patria, si bella e perduta…

Verdi, Gefangenenchor aus Nabucco

Ref.: KUDI7915055

Sehr geehrter Herr Bechtiger

Vielen Dank für Ihr E-Mail.

Die zehnstellige Nummer auf dem Swisspass (xxx-xxx-xxx.x)  ist die Kundennummer die zwölfstellige Nummer ist die Swisspass Nummer. Für die Serviceleistungen der SBB brauchen Sie die Kundennummer. Da es aber auch möglich ist Leistungen einiger Partnerunternehmen auf den Swisspass zu laden, braucht es auch die Swisspassnummer.  Aus diesem Grund sind auch beide Nummern auf dem Swisspass ersichtlich.

Weitere Informationen zu unseren Partnerdiensten  finden Sie unter folgendem Link:

https://www.swisspass.ch/plus/partner

Freundliche Grüsse und einen schönen Tag
T. K. [Name auf Verlangend er SBB unkenntlich gemacht!]

SBB AG
Contact Center
GA-Service Center
Postfach 176
CH – 3900 Brig
Telefon 0848 44 66 88
ga@sbb.ch – www.sbb.ch/ga

Das ist nicht die perfektionistische Schweiz, auf die ich als geborener Aulandschweizer einst stolz war – sondern ein in administrativ schleissig geführter Drittwelt-Laden mit staatlich bzw. stattlich besoldeten Managern, denen an mal den Hintern versohlen sollte, satt sie mit Boni zu vergolden – Diebe am Volk!

Ein weiteres trauriges Kapitel ist der Gültigkeitsbeginn: auch wer nahtlos ein Halbtax mit neuer Gültigkeitsdauer erwirbt, kann das alte nicht einfach entsorgen. Das neue ist nicht – wie es logisch wäre – ab Ausstellung  sondern ab Stichtag der Verlängerung gültig.

Wer das alte nicht mehr dabei hat und vor Beginn des neuen Bahn fährt, könnte glatt gebüsst werden…

 

 

Rund zwei Jahre später:

B.’s Halbtaxabo macht international Furore…

Lieber Ivo

Man kann heutzutage nicht einmal in Ruhe Zugsverbindungen heraussuchen, ohne auf Deine freundliche Erscheinung zu stossen. Offenbar arbeitest Du neuerdings als “Hans Muster”. Nicht schlecht, hoffentlich stimmt das Honorar!?

Beste Grüsse

Fritz

 

Lieber Fritz

Danke herzlichst!

Die haben ganz einfach irgendwo ein Halbtaxabo-Bild gesucht und eins auf meiner Homepage gefunden, streng genommen müsste ich mich massiv aufregen, Recht aufs eigene Bild, Identity Theft usw., aber eigentlich amüsiere ich mich :-).

Mein Blogeintrag ist übrigens recht bissig: https://www.bechtiger.at/swisspass-nummerndebakel/ -schau das mal an…

Du erinnerst dich sicher, dass ich früher weniger Schweiz-kritisch war…

Zudem zeigt auch der von dir gefundene Artikel  https://hilfe.trainline.de/article/430-bahncard-oder-ermassigungskarte-hinzufugen, dass kein Mensch drusschunnt, wenn es um den Nummernsalat auf dem Halbtaxabo geht…

Beste Grüsse, Ivo

Das Katharinendenkmal – 2002

Das Katharinendenkmal – 2002

Katharina von Zimmern (2. von links)…

Es wird gerne verschwiegen: Zürich war von 1218 bis zur Reformation eine formell von der Äbtissin des Fraumünsters regierte Stadt. Die Äbtissin hatte Sitz im Reichstag des Heiligen Römischen Reiches – zuhause machten die Zünfter allerdings damals wie heute mit der Stadt, was sie grad wollten.

Als die Reformation ausbrach und das Volk vor den Klostermauern tobte – klar, wer will nicht Kirchensteuer sparen – übergab die dannzumalige Äbtissin, die fesche Katharina von Zimmern (1478-1547) am 7. Dezember 1524 das Kloster samt seinen Besitztümern dem Rat der Stadt Zürich.

Politisch war das unausweichlich und friedenswahrend – rechtlich aber unzulässig und nicht unumstritten – «unloblich» (wie ihr Neffe meinte).

Die schöne Katharina wanderte in ihre deutsche Heimat zurück, verheiratete sich und erfreute sich bescheiden aber würdig eines weltlichen Lebens. Und wenn sie nicht (mit 70) gestorben wäre, lebte sie heute noch.

Soweit das schöne Märchen. Nach langer Vergessenheit kommt nun das Denkmal.

B. störte sich sogleich an der Phantasielosigkeit und Beliebigkeit von 37 Kupferquadern zwecks Erinnerung an eine zarte Klosterfrau und konnte nicht widerstehen, sich dazu mit bissigen Satire bemerkbar zu machen

…hier das wohlverdiente Denkmal (glänzend neu, noch ohne Patina)

Hier vorab das Original – der Text wird  weiter unten leicht lesbar dargestellt und kommentiert…

Der Form nach handelt es um ein heuchlerischen Schreiben vom 30. Mai 2002, an den löblichen Stadtrat von Zürich, in dem B. sich um die Bauausführung für das tolle Denkmal bewirbt…

..welches von Dr. Jean-Pierre Hoby, Direktor Kulturförderung im zuständigen städtischen Präsidialdepartement – spät aber doch  – am 23. September 2002 in wohlgesetzten Worten beantwortet wurde (gut lesbares PDF ganz unten).

 

Hier nun das Schreiben (links, in Einzelzeile zerlegt) samt Kommentar (rechts)

 

Hier nun das Schreiben (weiss  hinterlegt) samt Kommentaren (gelb)

EINSCHREIBEN
An den löblichen Stadtrat
von Zürich
Stadthaus
8022 Zürich

30. Mai 2002

Bewerbung um Denkmalerrichtung

Sehr geehrte Damen und Herren

Einen Stadtrat  “löblich” anzusprechen, ist zwar eine alte Tradition… meist glatt verlogen…

…aber in der schlicht-republikanischen Schweiz jenseits von Gut und Böse – genau drum steht es denn hier auch so…

EINSCHREIBEN macht schon mal ein seriöses Bild…

 

Mit grosser Freude lese ich in der NZZ vom 28. Mai 2002, dass der Äbtissin Katharina von Zimmern (1478 – 1547), welche in der Reformationszeit durch kampflose Abtretung ihres Klosters an die Stadt positiv auffiel, ein ansprechendes Denkmal im Hof zwischen Fraumünster und Stadthaus errichtet werden soll.

Die Freude ist etwas gesucht – zudem schwingt die Kritik des Juristen mit, denn einfach so was verschenken geht nicht.

Ein städtischer Spitaldirektor kann auch nicht einfach so und ohne Zustimmung von oben sein ganzes Spital an eine Privatklinik verschenken. Gibt Gefängnis, nix Denkmal.

Wie bei Denkmälern für Feldherren längst üblich, wird zwar einmal mehr Personenkult um einen Chef/Chefin getrieben, und alle Gefallenen und Mitstreiter gehen leer aus. Für alle Nonnen, Klosterfrauen und barmherzigen Krankenschwestern gibt es für jahrhundertelange aufopfernde Pflegearbeit nämlich meines Wissens kein Denkmal. Wer auf ein solches spekuliert, muss schon  – do ut des – ein grösseres Vermögen, das ihm rechtlich gar nicht selber gehört, unbefugt verschenken und dann ca. 500 Jahre geduldig auf sein wohlverdientes Denkmal warten.

[do ut des = lat. “ich gebe,damit du gibst”]

Unsere Katharina erhielt ihr Denkmal 2003, also exakt 479 Jahre nach ihrer grosszügigen Veruntreuung von 1524.

Andererseits bleibt ihr eine Heiligsprechung dank rechtzeitiger Konversion zum Protestantismus  erspart – bei den heutigen Päpsten ist andererseits nichts gänzlich unvorstellbar…

Ein Orden für den Generalfeldmarschall, dafür den Tod für Tausende biedere Familienväter… nichts neues unter der Sonne. Immerhin gibt es inzwischen da und dort ein “Grab des Unbekannten Soldaten” – wer hat je an die unbekannte Krankenschwester oder dergleichen gedacht?

Hans Waldmann, Zürcher Despot, einst mächtig, dann 1489 geköpft, musste nur bis 1937 = 448 Jahre auf sein Denkmal warten. Weniger lang, dafür aber auch um einen Kopf kürzer.

Dennoch herrscht Freude: Der Vorschlag von Frau Anna-Maria Bauer setzt die femininen Formen der jugendlichen Äbtissin vermittels 37 ziegelsteinähnlicher Kupferquader, in Altarform aufgebaut, in einen bezaubernden Metallklotz um, der sich wohltuend von der kitschig-neugotischen Umgebungsarchitektur abhebt.

…ein grober Klotz für den Groben Ernst? Nö, für eine zarte, gebildete Renaissanceschönheit. Auffallend feminine Formen, nicht wahr?

Der Grobe Ernst ist übrigens keine rauhe Sagengestalt, sondern der Name eines Restaurants im Niederdorf, benannt nach seinem ersten Gastwirt, Ernst Grob.

Diese Idee wird nicht nur als zeitlos gewürdigt, ich sehe darin vor allem auch Zweckmässigkeit und Beliebigkeit: Wir Schweizer, die wir das hehre, vaterländische Erstaugustfeuer hemmungslos auch zum grillieren der dazugehörigen Bratwürste zweckentfremden, wissen sicher auch in späteren Jahrzehnten, wenn vielleicht niemand mehr weiss, wer die gute Katharina wirklich war, den praktischen und dank Metallausführung vandalensicheren  Picknicktisch in Stadthausnähe sinnvoll zu nutzen.

B.’s böse Ahnung hat sich voll bestätigt. Spuren von Trinkgelagen (Flaschenboden) auf dem nützlichen Denkmal…

Das Ding wiegt übrigens immerhin 11 Tonnen – Kupferdiebe klauen deshalb lieber SBB-Fahrleitungsdraht…

 

Zudem ist es allemal angebracht, jedes freie Plätzchen Park oder Innenhof mit einem Denkmal zu verstellen, denn wo nichts ist, kann sich ein unbegabter Normalverbraucher oder städtischer Beamter schwerlich was denken, daher: Denkmäler überall und jederzeit! Cogito ergo sum (Cartesius), ich denke, daher bin ich. Das Denk-Mal regt somit zum Sein an, ein möglicherweise unbeabsichtigter philosophischer Nebennutzen, der wohltuend zum profanen Picknick kontrastiert, obwohl gilt: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral (Brecht).

Denkt, daher ist er. Denk mal nach!

 

Denkt vulgärer, daher isst er nicht – er frisst.

 

Praktisch dünkt mich auch die beliebige Wandelbarkeit: Mangels äusserer Ähnlichkeit zu irgendwas können spätere Generationen das Denkmal ohne besondere Mühe durch Änderung der Inschrift, welche als Spruchband auf dem Boden des Innenhofes angebracht werden soll, umwidmen, z.B. in eine Gedächtnisstätte für Velorennfahrer Ferdi Kübler (1919 – ????) oder – la suisse n’existe pas – als altare della patria zum Gedenken an die bis dannzumal an Dekadenz zugrunde gegangene Schweizerische Eidgenossenschaft (1848 – ????).

Die Usurpation von Denkmälern war schon bei den alten Ägyptern üblich.

Je abstrakter das Denkmal, desto flexibler sind die Umwidmungs-Möglichkeiten. Hier wurde also mal vorausgedacht!

Hier Velosportler Ferdy Kübler, Nationalidol … inzwischen (2016)  tatsächlich – wie von B. trefflich vorhergesehen – verstorben.

 

Wie dem auch sei, mir imponiert die in der Nähe der Bahnhofstrasse so passende goldbarrenartige Gestaltung, die mich ganz persönlich unmissverständlich an die Solidaritätsstiftung erinnert. Bei einem Kilopreis von Fr. 16.000 könnte man das ganze übrigens bei gleichbleibenden Kosten auch aus 21,8 kg purem Gold (im Gegensatz zum patina-anfälligen Kupfer verwitterungsbeständig und säurefest) errichten, etwa in Form von knapp zwei 400-Unzen-Goldbarren der Nationalbank, diebstahlsicher verschraubt.

 

Zentralbankbarren sind meist 400 Unzen = ca. 12,5 kg schwer. 2002 waren sie allerdings billiger als heute.

Dass das ganze Ding inzwischen längst dunkelbraun statt kupferglänzend geworden ist, hat B. nachweislich vorhergesehen und angekündigt … ein finsterer Klotz. Mehr eine strategische Metallreserve für das Eidgenössische Oberkriegskommissariat – ja, kein Jux, das gibt es wirklich –  und es befasst sich nachweislich mit lebenswichtigen Fragen, wie hier aufgezeigt wird:

Da das ganze nicht aussieht wie ein fertiges Denkmal, sondern eher wie der Sockel zu einem solchen, entsteht der anregende Eindruck von Unvollkommenheit – oder das Gefühl, den Erbauern sei mitten in der Bauphase das Geld ausgegangen.

 

Geld war aber genug da, sogar für ein richtiges, schönes Denkmal: Tatsächlich erzielte die Stadt 2003 unbeabsichtigt einen Überschuss von CHF 136 Mio – es hätte schlimmstenfalls noch für bis zu 544 zusätzliche Billigversion-Denkmäler (Sockel only) à Franken 250.000 gereicht.

Das Oberkriegskommissariat (oder, falls es das gibt, das Unterkriegskommissariat Zürich/rechts der Limmat) hätte ob der verstärkten Kupferreserve seine helle Freude gehabt.

 

Gewaltig ist allerdings der Aufwand, den die finanzschwache und steuerlich unattraktive Stadt – die das der Äbtissin 1524 entwundene Klostervermögen offenbar in den letzten 478 Jahren nicht effizient verwaltet hat – sich leisten will. Eigenartig-nebulos ist die Vorstellung, das Projekt komme auf „250.000 bis 350.000 Franken zu stehen“.

Schon eigenartig, diese Preisdifferenz – Kupfer ist Kupfer, das hat einen Weltmarktpreis.

In jedem anderen Land würde man klar auf Korruption tippen. In Zürich nicht, die Zuständigen rechnen wohl nur vorsichtshalber mit Marktschwankungen und scheuen die Mühen einer Terminmarktabsicherung.

Wir sprechen also von Kosten von bis zu Fr. 9.459,46 pro Kupferquader, vermutlich einschliesslich Kosten der Umweltverträglichkeitsprüfung und anderer Behördenschikanen. Falls Fr. 250.000 (Fr. 6.756,76/Quader) reichen, könnte man statt dessen mit den eingesparten Fr. 100.000 weitere 14,8 Quader anbauen und das Denkmal, der Bedeutung der Sache gerecht werdend, um 40% vergrössern!

Ferdinand Kürnberger hatte 1872 den Begriff “Denkmalpest”  geprägt, gegen all die Monumente jener Epoche…

 

Hier muss ich mich als Steuerzahler für die gute Sache wehren. Es darf nichts ein, dass man für 37 simple Kupferquader, die ja ohne besonderes handwerkliches Können auf Hundertstelmillimeter genau in jeder zweitklassigen Metallwarenfabrik angefertigt werden können, Fr. 350.000 aufwirft – um einer sonst unbekannten Klosterfrau zu gedenken, die weder quaderartig-kantig war oder dachte, ein allzu freizügiges Herz, keines  aus Metall hatte, somit mit Kupfer nichts am Hut (bzw. unter der Haube) hatte und auch nicht wusste, was ein Picknick ist.

Zum Thema Haube:

Weshalb die Aufregung wegen der Musliminnen? Noch in meiner Kindheit trugen katholische  Nonnen exakt dieselben Gewänder. Und selbst im reformierten Zürich sieht mal allenthalben (maus)grau gekleidete Diakonissinnen, die aussehen wie frisch gebleichte ältliche Araberinnen.

 

Möglicherweise wäre die gute Frau allerdings zu einem Buntmetall-Klotz erstarrt, wenn sie wüsste, was man da zu ihren Ehren in ihren einstigen Garten stellt.

Kurz und gut: bei allen guten Absichten wird deutlich zuviel Geld unnötig ausgegeben und es keimt der Verdacht, eine Mafia aus selbsternannten Kunstexperten und Künstlern saniere sich auf Kosten der Allgemeinheit, mit Kickbacks vom Kupferschmied und Champagner und Lachsbrötchen bei der Einweihungsfeier.

…wie geahnt: alles was Rang und Namen hat, von Bundesrätin Calmy-Rey angeführt… Männer sind nur für Statistenrollen zugelassen.

Wein und teure Brötchen für die selbsternannte Kulturelite; Steuerrechnungen fürs einfache Volk.

B, offensichtlich ein Meister der Politischen Antizipation hat dies alles weise vorausgesehen, wie sein Brief beweist.

Derlei Schmach möchte ich nicht auf der Stadt und ihrer Lieblingsäbtissin sitzen lassen. Ich gehe davon aus, dass die Errichtung dieses zauberhaften Denkmals öffentlich ausgeschrieben wird, damit die Belastung für den Steuerzahler in Grenzen bleibt und bewerbe mich schon heute um die Bauausführung.

Ich darf davon ausgehen, dass Sie mich zu gegebener Zeit zur Offertstellung einladen und sichere Ihnen schon heute eine technisch perfekte und wesentlich preisgünstigere Ausführung sowie pünktliche Fertigstellung auf den 8. Dezember 2003 zu und freue mich auf eine angenehme Zusammenarbeit.

Mit freundlichen Grüssen

cc:
Tageszeitungen
Homepage

Johann Eduard Bechtiger (1862-1930)

Zudem war B.’s Urgrossvater  Kupferschmied in Bütschwil/Toggenburg, da ist die Familienehre gefordert.

 

Nun folgt das gelungene Schreiben von Dr. Hoby. Da die Einweihung reine Frauensache war, kam er wohl nicht zum Wort.

Darunter können Kommentare abgegeben werden – ich schätze Schmeicheleien aller Art, vertrage aber auch Kritik…

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