Ich lese im Tagesanzeiger 23. August 2017, dass “wenn einer [. . .] die Töchter [Österreichs] aus der Nationalhymne streicht, dann macht er hinterwäldlerischen Antifeminismus salonfähig“.
Der schützenswerte Text von Paula von Preradović lautet: Heimat bist du grosser Söhne / Volk begnadet für das Schöne und wurde von Fanatiker(innen) verwürgt in Heimat grosser Töchter, Söhne / Volk begnadet für das Schöne.
Dass dieser vor einigen Jahren gegen erbitterten Widerstand beinahe des gesamten Volkes eingeführte Murks unhaltbar war und jedes Gebastel an einem historischenText per se zu hinterfragen ist, darf wohl gesagt werden. Schliesslich gab die Regierung nach einigem Hin- und Her nach und es bleibt bei dem von Frau (!) von Preradović (immerhin einem Gestapo-Folteropfer) 1946 gedichteten Text.
Fairness muss man im Alltag leben, verzwungene Lippenbekenntnisse in einer verhunzten Nationalhymne sind Kosmetik.
Die Österreicher sind noch nicht so verkommen-dekadente Gutmenschen wie die Eidgenossen.
Lieber Ivo, Deine Mitbürger sind überhaupt respektlos im Umgang mit österreichischem Kulturgut. Die bringen es sogar fertig, im ökumenischen (oder ökonomischen?) Kirchengesangbuch die Deutsche Messe von Schubert textlich und melodisch (wenn auch nur geringfügig) anzupassen, genauer: zu verschlechtern… in Österreich wäre so was unvorstellbar.
…ja, danke, aber dafür gibt es Schweizer Bundesgerichtsurteile, denen zufolge jemand ein von einem angeblich berühmten (Schweizer) Architekten entworfenes Gebäude aus urheberrechtlichen (nicht etwa denkmalschützerischen) Überlegungen nicht verändern darf – bei den eigenen Leuten herrschen strengere Regeln…