Verachtet mir die Meister nicht

Verachtet mir die Meister nicht

…meint Hans Sachs in  Die Meistersinger von Nürnberg von Richard Wagner. Der wusste wohl damals schon:

Akademiker gibt es genug.
Leute, die was können, gibt es immer weniger
.

Seit über 125 Jahren unterhält der Kanton Zürich eine Lehrwerkstätte für Möbelschreiner an der Gerechtigkeitsgasse. Dort lernen junge Menschen solides Handwerk alter Schule.

Nun soll diese Institution geschlossen werden, denn Geiz ist geil.

Deutlich weniger zweckmässige Massstäbe  gelten aber für weitaus fragwürdigere Ausbildungen – nämlich für solche akademischer Art.

B. hat sich mit einem Brief an die zuständige Regierungsrätin gewandt, der nachstehend wiedergegeben wird.

Brief vom 8 Juni 2016 an die zuständige Regierungsrätin:
[eine Regierungsrätin entspricht in Österreich einer Landesrätin, in Deutschland einer Ministerin]

Sehr geehrte Frau Dr. Steiner

Sinnvolle Dinge leistet sich unser Staat, gerade in Sachen Ausbildung. Da gibt es das Medizinhistorische Institut des unseligen Mörgeli, wo sich junge Mediziner an alten Mullbinden an überholten Technologien sinnvoll weiterbilden können, dann Soziologen und Genderbeauftragte mitsamt Professuren und massenweise auszubildenden künftigen Gleichtellungsbeauftragt/innen, alle mit glänzenden Beschäftigungsaussichten auf Steuerzahlers Kosten, dann seelenlose Bologna-Juristen ohne Sozialkompetenz, hohle HSG-Betriebswirte, die nur Arbeitsplätze streichen können, kurzum, ein unendliches Sammelsurium an grandiosem Akademikertum.

Handfestes ist hingegen nicht gefragt, etwa die Lehrwerkstätte für Möbelschreiner, die soll geschlossen werden. Wer Möbel braucht, soll doch zu IKEA gehen, das fördert auch die Wirtschaft, weil jeder Kasten nach zweimal Zügeln garantiert auseinanderfällt und daher ein neuer benötigt wird. Eines Tages werden wir nicht einmal mehr unsere Särge tischlern können, dann werden wir halt in Pappkartons kremiert.

Namibia - einst deutsche Musterkolonie - da können heutige dt. Manager von Kaiser Wilhelm was lernen: sogar die Bremer Stadmusikanten waren schon hier.

Wozu finanzieren wir eigentlich so sinnvolles wie protestantische Theologie an der Uni? Die Damen und Herren sind den Beweis der Existenz irgendeines Gottes bis heute schuldig geblieben. Die Bretter vor den Stirnen der Politiker hingegen, die sind offensichtlich real… und daher ist die Förderung der Holzbearbeitungskunst sinnvoller als die ganze Theologische Fakultät.

Im Ernst: Es ist dünkelhaft, Pseudowissenschaften zu finanzieren, aber gesundes Handwerk aussterben zu lassen. Wenn das erstere Staatsaufgabe ist, dann auch das zweite.

Ein braver Schreiner ist mir als Nachbar lieber als ein eigenbrötlerischer Geisteswissenschaftler. Der Staat soll, wenn er schon die Jugend ausbilden will, nicht auf dem praktischen Auge blind sein.

Mit freundlichen Grüssen

Dr. Ivo J. Bechtiger”

Entsprechend der Landessitte pflegen schweizerische Behörden dem Bürger sauber schriftlich zu antworten, wenngleich in diesem Falle ausweichend:

Namibia - einst deutsche Musterkolonie - da können heutige dt. Manager von Kaiser Wilhelm was lernen: sogar die Bremer Stadmusikanten waren schon hier.

< aja, soviel Liberalismus hat B. schon lange vermisst: “Grundsätzlich sollen sie [staatliche Institutionen, namentlich Lehrwerkstätten oder schlimmeres, wie Universitäten] nur geführt werden, wenn der Ausbildungsbedarf nicht auf andere Weise gedeckt werden kann...”

Bei den Theologen ist der Ausbildungsbedarf mangels eines Gottes und insbesondere mangels Gläubiger weitaus weniger ausgewiesen als der Bedarf nach Möbeln, Särgen inbegriffen.

Sektenförderung durch den (vorgeblich) säkularen Staat ist Sache der Anhänger des betreffenden Kultes. Esoterische und andere Minderheitsbedürfnisse zu befriedigen würde auch eine staatliche Akademie für Scientologen rechtfertigen, oder Ideologieausbildung, z.B. ein Batchelor-Diplom für Neonazis oder Maoisten. 

Aber auch der Bedarf nach Genderbeauftragten und dergleichen Nützlingen ist überdies künstlich durch sog. Befindlichkeiten von selbsternannten Gutmenschen geschaffen. Der Bedarf, sich – ermattet von Diskussionen mit solchen Zeitgenossen – auf einen bequemen Stuhl zu setzen, ist da weitaus klarer ausgewiesen.

Erst kommt das Fressen, dann der Stuhl, das Bett, der Kasten, und dann kommt die Moral(theologie).

frei nach Brecht

Fazit: Schreiner sind

wichtiger als Theologen

SwissPass Nummerndebakel

SwissPass Nummerndebakel

Merke: das ist die 10-stellige Kundennummer, für SBB-Zwecke scheinbar unentbehrlich.
Zum Jux ist auch noch die alte Halbtaxabo-Nummer oben drauf, 3 Buchstaben & 3 Zahlen

…und das ist die 12-stellige Swisspassnummer, damit keiner drusschunnt.

Warum ist die SBB-interne Nummer vorn und die eigentliche Swisspassnumer klein und versteckt hinten?

Stolz erfasst B., der stets vorgibt, ein grüner Aktivist zu sein (aber lieber seinen alten Mercedes S400 fährt als einen Carsharing- Goggomobil-Smart) seinen neuen Swisspass (ein Halbtaxabo-Surrogat) auch als Mobility-Zugangskarte und tippt brav die dicke fette Nummer auf der Swisspass-Vorderseite ein.
Das System weigert sich, das zu fressen.
Daher eine Mailanfrage:

Wieso stehen auf dem Swisspass vorne die alte Halbtaxabo-Nummer plus eine 10stellige Zahlengruppe – und wenn man diese dann verwendet, geht nichts, denn auf der Rückseite ist diskret die angeblich richtige 12-stellige Nummer  aufgedruckt?

Man hätte ja anmerken können, welche die richtige sei und zudem ist eine davon wohl verzichtbar??

Welcher Löli hat sich das ausgedacht? Einer der ein tolles Honorar für den Entwurf erhalten hat?

…woraufin die schöne T. K. rechtfertigt, dass die Vorderseite die SBB-internen Nummer enthalte. Ist der Swisspass nun ein Gemeinschaftswerk oder eine SBB-Angelegenheit?  – die Kondukteure brauchen ohnehin keine Nummern mehr, die lesen ja den Chip in der Karte aus? Wozu diese Nummer an der falschen Stelle?

Nebensache, SBB-Datenschrott aus dem letzten Jahrhundert, ist Hauptsache. Die uralte Datenbank wollen die wohl noch ein paar Jahrzehnte weiterführen, statt die Swisspassnummer zu verwenden?  Oder aber: warum brauchen die anderen eine Swisspass-Numer, wenn es eine SBB-Nummer gibt?

Deutschland, erwache!
denn die Schweizer sind dir dicht
auf den Fersen…

Oh mia patria, si bella e perduta…

Verdi, Gefangenenchor aus Nabucco

Ref.: KUDI7915055

Sehr geehrter Herr Bechtiger

Vielen Dank für Ihr E-Mail.

Die zehnstellige Nummer auf dem Swisspass (xxx-xxx-xxx.x)  ist die Kundennummer die zwölfstellige Nummer ist die Swisspass Nummer. Für die Serviceleistungen der SBB brauchen Sie die Kundennummer. Da es aber auch möglich ist Leistungen einiger Partnerunternehmen auf den Swisspass zu laden, braucht es auch die Swisspassnummer.  Aus diesem Grund sind auch beide Nummern auf dem Swisspass ersichtlich.

Weitere Informationen zu unseren Partnerdiensten  finden Sie unter folgendem Link:

https://www.swisspass.ch/plus/partner

Freundliche Grüsse und einen schönen Tag
T. K. [Name auf Verlangend er SBB unkenntlich gemacht!]

SBB AG
Contact Center
GA-Service Center
Postfach 176
CH – 3900 Brig
Telefon 0848 44 66 88
ga@sbb.ch – www.sbb.ch/ga

Das ist nicht die perfektionistische Schweiz, auf die ich als geborener Aulandschweizer einst stolz war – sondern ein in administrativ schleissig geführter Drittwelt-Laden mit staatlich bzw. stattlich besoldeten Managern, denen an mal den Hintern versohlen sollte, satt sie mit Boni zu vergolden – Diebe am Volk!

Ein weiteres trauriges Kapitel ist der Gültigkeitsbeginn: auch wer nahtlos ein Halbtax mit neuer Gültigkeitsdauer erwirbt, kann das alte nicht einfach entsorgen. Das neue ist nicht – wie es logisch wäre – ab Ausstellung  sondern ab Stichtag der Verlängerung gültig.

Wer das alte nicht mehr dabei hat und vor Beginn des neuen Bahn fährt, könnte glatt gebüsst werden…

 

 

Rund zwei Jahre später:

B.’s Halbtaxabo macht international Furore…

Lieber Ivo

Man kann heutzutage nicht einmal in Ruhe Zugsverbindungen heraussuchen, ohne auf Deine freundliche Erscheinung zu stossen. Offenbar arbeitest Du neuerdings als “Hans Muster”. Nicht schlecht, hoffentlich stimmt das Honorar!?

Beste Grüsse

Fritz

 

Lieber Fritz

Danke herzlichst!

Die haben ganz einfach irgendwo ein Halbtaxabo-Bild gesucht und eins auf meiner Homepage gefunden, streng genommen müsste ich mich massiv aufregen, Recht aufs eigene Bild, Identity Theft usw., aber eigentlich amüsiere ich mich :-).

Mein Blogeintrag ist übrigens recht bissig: https://www.bechtiger.at/swisspass-nummerndebakel/ -schau das mal an…

Du erinnerst dich sicher, dass ich früher weniger Schweiz-kritisch war…

Zudem zeigt auch der von dir gefundene Artikel  https://hilfe.trainline.de/article/430-bahncard-oder-ermassigungskarte-hinzufugen, dass kein Mensch drusschunnt, wenn es um den Nummernsalat auf dem Halbtaxabo geht…

Beste Grüsse, Ivo

No Facebook – no Twitter = no NSA

No Facebook – no Twitter = no NSA

Original Logo

Improved Version, with ears

US-Taxpayer Motivation Version

No comment

Bitte um Verständnis, dass ich aus Prinzip KEINE Twitter/Facebook/… “Freunde” annehme.

Ich glaube gute Gründe dafür zu haben: ich lege meine wertvollen und geschätzten Verbindungen zu anderen Menschen nicht freiwillig der breiten Öffentlichkeit dar – für Neugierige nicht und  schon gar nicht gegenüber staatlichen Institutionen.

Ich bin zwar da und dort Mitglied, um diese Plattformen verstehen zu lernen, aber nur pro forma und prinzipiell inaktiv.

Please understand that for principal reasons I do NOT accept any “friends” on Facebook and the like.

I believe there are good reasons NOT to publish all my valuable links to my esteemed real friends to the whole populace of the planet, in particular not to the Dep State, e.g. to the NSA.

I am a member on some of these platforms, but just pro forma, in order to learn about them, not as an active user.

Übrigens, dasselbe gilt für meine generelle Vermeidung von Dropbox, Clouds und dergleichen öffentlichen Speichermedien.  Ich unterhalte diesbezüglich eigene Infrastuktur auf von mir kontrollierten Servern. Bei Bedarf zum Datenaustausch melde ich mich ganz von selbst mit den nötigen Angaben.

By the way, similar concerns give reason for non-use of Dropbox, Clouds and other public storage of personal data. I prefer my own infrastructure in this field. In case of necessity, I shall inform you accordingly

Das untenstehenden Statement eines Facebookers sei herzlich zur Lektüre empfohlen:

The funny statement below tells you all about it – please read it carefully and open your eyes…

Hi everybody

For those of my older generation who do not really comprehend why Facebook exists, it’s a way of sharing your life with thousands and making new friends.

Currently, I am trying to make friends outside of Facebook while applying the SAME PRINCIPLES.

Therefore, every day I go to the Market Place and tell the passers-by what I have eaten, how I feel, what I have done the night before and what I will do tomorrow night.

Then I give them pictures of my family, my dog and me gardening and spending time in my pool.

I also listen to their conversations and I tell them I love them.

And it works.

I already have 3 persons following me: 2 police officers and a psychiatrist!!

Yours, John Doe

Hallo! Ist da Giovannis Pizza-Sevice?

Nein, hier ist Googles Pizza-Service.

Sorry, dann hab ich wohl die falsche Nummer?

Nein, Google hat die Nummer gekauft.

OK, dann möchte ich gerne….

Wollen Sie das Übliche? Das Übliche?

Wieso kennen Sie das?

Gemäss unseren Aufzeichnungen der letzten 12 Anrufe haben Sie Pizza mit Käse, Wurst und dicker Kruste bestellt.

OK, genau das will ich auch! Dürfte ich vorschlagen, dass sie dieses Mal eine Pizza mit Ricotta, Rucola und getrockneten Tomaten bestellen. Nein, ich hasse Gemüsse!

Aber Ihr Cholesterin-Wert ist nicht gut.

Wie können Sie das wissen?

Aus Ihrem Gesundheits-Profil. Wir haben die Resultate Ihrer Blutwerte der letzten 7 Jahre.

Okay, aber ich will nicht diese Pizza. Ich habe meine Medizin schon genommen.

Sie haben Ihre Medizin nicht regelmässig eingenommen. Vor 4 Monaten haben sie online eine Schachtel mit 30 Tabletten in der Versand-Apotheke Sunstore gekauft.

Ich habe noch in einer anderen Apotheke eingekauft.

Das ist aber nicht auf Ihrer Kreditkarte abgebucht.

Ich habe bar bezahlt.

Gemäss Ihrem Bankkonto haben Sie dafür nicht genügend Bargeld bezogen.

Ich habe noch andere Geldquellen.

Das ist aus Ihrer letzten Steuererklärung nicht ersichtlich, also handelt es sich um nicht deklariertes Einkommen.

ZUM TEUFEL MIT IHNEN! Genug! Ich habe die Nase voll von Google, Facebook, Twitter, WhatsApp und Konsorte. Ich werde auf eine Insel gehen ohne Internet, ohne Telefon und wo mich keiner auspionieren kann.

Ich verstehe Sie, aber vorher Sie müssen Ihren Pass erneuern. Er ist vor 5 Jahren abgelaufen.

Ein weiteres schönes Beispiel betreffend Facebook-Exhibitionismus:

Das Katharinendenkmal – 2002

Das Katharinendenkmal – 2002

Katharina von Zimmern (2. von links)…

Es wird gerne verschwiegen: Zürich war von 1218 bis zur Reformation eine formell von der Äbtissin des Fraumünsters regierte Stadt. Die Äbtissin hatte Sitz im Reichstag des Heiligen Römischen Reiches – zuhause machten die Zünfter allerdings damals wie heute mit der Stadt, was sie grad wollten.

Als die Reformation ausbrach und das Volk vor den Klostermauern tobte – klar, wer will nicht Kirchensteuer sparen – übergab die dannzumalige Äbtissin, die fesche Katharina von Zimmern (1478-1547) am 7. Dezember 1524 das Kloster samt seinen Besitztümern dem Rat der Stadt Zürich.

Politisch war das unausweichlich und friedenswahrend – rechtlich aber unzulässig und nicht unumstritten – «unloblich» (wie ihr Neffe meinte).

Die schöne Katharina wanderte in ihre deutsche Heimat zurück, verheiratete sich und erfreute sich bescheiden aber würdig eines weltlichen Lebens. Und wenn sie nicht (mit 70) gestorben wäre, lebte sie heute noch.

Soweit das schöne Märchen. Nach langer Vergessenheit kommt nun das Denkmal.

B. störte sich sogleich an der Phantasielosigkeit und Beliebigkeit von 37 Kupferquadern zwecks Erinnerung an eine zarte Klosterfrau und konnte nicht widerstehen, sich dazu mit bissigen Satire bemerkbar zu machen

…hier das wohlverdiente Denkmal (glänzend neu, noch ohne Patina)

Hier vorab das Original – der Text wird  weiter unten leicht lesbar dargestellt und kommentiert…

Der Form nach handelt es um ein heuchlerischen Schreiben vom 30. Mai 2002, an den löblichen Stadtrat von Zürich, in dem B. sich um die Bauausführung für das tolle Denkmal bewirbt…

..welches von Dr. Jean-Pierre Hoby, Direktor Kulturförderung im zuständigen städtischen Präsidialdepartement – spät aber doch  – am 23. September 2002 in wohlgesetzten Worten beantwortet wurde (gut lesbares PDF ganz unten).

 

Hier nun das Schreiben (links, in Einzelzeile zerlegt) samt Kommentar (rechts)

 

Hier nun das Schreiben (weiss  hinterlegt) samt Kommentaren (gelb)

EINSCHREIBEN
An den löblichen Stadtrat
von Zürich
Stadthaus
8022 Zürich

30. Mai 2002

Bewerbung um Denkmalerrichtung

Sehr geehrte Damen und Herren

Einen Stadtrat  “löblich” anzusprechen, ist zwar eine alte Tradition… meist glatt verlogen…

…aber in der schlicht-republikanischen Schweiz jenseits von Gut und Böse – genau drum steht es denn hier auch so…

EINSCHREIBEN macht schon mal ein seriöses Bild…

 

Mit grosser Freude lese ich in der NZZ vom 28. Mai 2002, dass der Äbtissin Katharina von Zimmern (1478 – 1547), welche in der Reformationszeit durch kampflose Abtretung ihres Klosters an die Stadt positiv auffiel, ein ansprechendes Denkmal im Hof zwischen Fraumünster und Stadthaus errichtet werden soll.

Die Freude ist etwas gesucht – zudem schwingt die Kritik des Juristen mit, denn einfach so was verschenken geht nicht.

Ein städtischer Spitaldirektor kann auch nicht einfach so und ohne Zustimmung von oben sein ganzes Spital an eine Privatklinik verschenken. Gibt Gefängnis, nix Denkmal.

Wie bei Denkmälern für Feldherren längst üblich, wird zwar einmal mehr Personenkult um einen Chef/Chefin getrieben, und alle Gefallenen und Mitstreiter gehen leer aus. Für alle Nonnen, Klosterfrauen und barmherzigen Krankenschwestern gibt es für jahrhundertelange aufopfernde Pflegearbeit nämlich meines Wissens kein Denkmal. Wer auf ein solches spekuliert, muss schon  – do ut des – ein grösseres Vermögen, das ihm rechtlich gar nicht selber gehört, unbefugt verschenken und dann ca. 500 Jahre geduldig auf sein wohlverdientes Denkmal warten.

[do ut des = lat. “ich gebe,damit du gibst”]

Unsere Katharina erhielt ihr Denkmal 2003, also exakt 479 Jahre nach ihrer grosszügigen Veruntreuung von 1524.

Andererseits bleibt ihr eine Heiligsprechung dank rechtzeitiger Konversion zum Protestantismus  erspart – bei den heutigen Päpsten ist andererseits nichts gänzlich unvorstellbar…

Ein Orden für den Generalfeldmarschall, dafür den Tod für Tausende biedere Familienväter… nichts neues unter der Sonne. Immerhin gibt es inzwischen da und dort ein “Grab des Unbekannten Soldaten” – wer hat je an die unbekannte Krankenschwester oder dergleichen gedacht?

Hans Waldmann, Zürcher Despot, einst mächtig, dann 1489 geköpft, musste nur bis 1937 = 448 Jahre auf sein Denkmal warten. Weniger lang, dafür aber auch um einen Kopf kürzer.

Dennoch herrscht Freude: Der Vorschlag von Frau Anna-Maria Bauer setzt die femininen Formen der jugendlichen Äbtissin vermittels 37 ziegelsteinähnlicher Kupferquader, in Altarform aufgebaut, in einen bezaubernden Metallklotz um, der sich wohltuend von der kitschig-neugotischen Umgebungsarchitektur abhebt.

…ein grober Klotz für den Groben Ernst? Nö, für eine zarte, gebildete Renaissanceschönheit. Auffallend feminine Formen, nicht wahr?

Der Grobe Ernst ist übrigens keine rauhe Sagengestalt, sondern der Name eines Restaurants im Niederdorf, benannt nach seinem ersten Gastwirt, Ernst Grob.

Diese Idee wird nicht nur als zeitlos gewürdigt, ich sehe darin vor allem auch Zweckmässigkeit und Beliebigkeit: Wir Schweizer, die wir das hehre, vaterländische Erstaugustfeuer hemmungslos auch zum grillieren der dazugehörigen Bratwürste zweckentfremden, wissen sicher auch in späteren Jahrzehnten, wenn vielleicht niemand mehr weiss, wer die gute Katharina wirklich war, den praktischen und dank Metallausführung vandalensicheren  Picknicktisch in Stadthausnähe sinnvoll zu nutzen.

B.’s böse Ahnung hat sich voll bestätigt. Spuren von Trinkgelagen (Flaschenboden) auf dem nützlichen Denkmal…

Das Ding wiegt übrigens immerhin 11 Tonnen – Kupferdiebe klauen deshalb lieber SBB-Fahrleitungsdraht…

 

Zudem ist es allemal angebracht, jedes freie Plätzchen Park oder Innenhof mit einem Denkmal zu verstellen, denn wo nichts ist, kann sich ein unbegabter Normalverbraucher oder städtischer Beamter schwerlich was denken, daher: Denkmäler überall und jederzeit! Cogito ergo sum (Cartesius), ich denke, daher bin ich. Das Denk-Mal regt somit zum Sein an, ein möglicherweise unbeabsichtigter philosophischer Nebennutzen, der wohltuend zum profanen Picknick kontrastiert, obwohl gilt: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral (Brecht).

Denkt, daher ist er. Denk mal nach!

 

Denkt vulgärer, daher isst er nicht – er frisst.

 

Praktisch dünkt mich auch die beliebige Wandelbarkeit: Mangels äusserer Ähnlichkeit zu irgendwas können spätere Generationen das Denkmal ohne besondere Mühe durch Änderung der Inschrift, welche als Spruchband auf dem Boden des Innenhofes angebracht werden soll, umwidmen, z.B. in eine Gedächtnisstätte für Velorennfahrer Ferdi Kübler (1919 – ????) oder – la suisse n’existe pas – als altare della patria zum Gedenken an die bis dannzumal an Dekadenz zugrunde gegangene Schweizerische Eidgenossenschaft (1848 – ????).

Die Usurpation von Denkmälern war schon bei den alten Ägyptern üblich.

Je abstrakter das Denkmal, desto flexibler sind die Umwidmungs-Möglichkeiten. Hier wurde also mal vorausgedacht!

Hier Velosportler Ferdy Kübler, Nationalidol … inzwischen (2016)  tatsächlich – wie von B. trefflich vorhergesehen – verstorben.

 

Wie dem auch sei, mir imponiert die in der Nähe der Bahnhofstrasse so passende goldbarrenartige Gestaltung, die mich ganz persönlich unmissverständlich an die Solidaritätsstiftung erinnert. Bei einem Kilopreis von Fr. 16.000 könnte man das ganze übrigens bei gleichbleibenden Kosten auch aus 21,8 kg purem Gold (im Gegensatz zum patina-anfälligen Kupfer verwitterungsbeständig und säurefest) errichten, etwa in Form von knapp zwei 400-Unzen-Goldbarren der Nationalbank, diebstahlsicher verschraubt.

 

Zentralbankbarren sind meist 400 Unzen = ca. 12,5 kg schwer. 2002 waren sie allerdings billiger als heute.

Dass das ganze Ding inzwischen längst dunkelbraun statt kupferglänzend geworden ist, hat B. nachweislich vorhergesehen und angekündigt … ein finsterer Klotz. Mehr eine strategische Metallreserve für das Eidgenössische Oberkriegskommissariat – ja, kein Jux, das gibt es wirklich –  und es befasst sich nachweislich mit lebenswichtigen Fragen, wie hier aufgezeigt wird:

Da das ganze nicht aussieht wie ein fertiges Denkmal, sondern eher wie der Sockel zu einem solchen, entsteht der anregende Eindruck von Unvollkommenheit – oder das Gefühl, den Erbauern sei mitten in der Bauphase das Geld ausgegangen.

 

Geld war aber genug da, sogar für ein richtiges, schönes Denkmal: Tatsächlich erzielte die Stadt 2003 unbeabsichtigt einen Überschuss von CHF 136 Mio – es hätte schlimmstenfalls noch für bis zu 544 zusätzliche Billigversion-Denkmäler (Sockel only) à Franken 250.000 gereicht.

Das Oberkriegskommissariat (oder, falls es das gibt, das Unterkriegskommissariat Zürich/rechts der Limmat) hätte ob der verstärkten Kupferreserve seine helle Freude gehabt.

 

Gewaltig ist allerdings der Aufwand, den die finanzschwache und steuerlich unattraktive Stadt – die das der Äbtissin 1524 entwundene Klostervermögen offenbar in den letzten 478 Jahren nicht effizient verwaltet hat – sich leisten will. Eigenartig-nebulos ist die Vorstellung, das Projekt komme auf „250.000 bis 350.000 Franken zu stehen“.

Schon eigenartig, diese Preisdifferenz – Kupfer ist Kupfer, das hat einen Weltmarktpreis.

In jedem anderen Land würde man klar auf Korruption tippen. In Zürich nicht, die Zuständigen rechnen wohl nur vorsichtshalber mit Marktschwankungen und scheuen die Mühen einer Terminmarktabsicherung.

Wir sprechen also von Kosten von bis zu Fr. 9.459,46 pro Kupferquader, vermutlich einschliesslich Kosten der Umweltverträglichkeitsprüfung und anderer Behördenschikanen. Falls Fr. 250.000 (Fr. 6.756,76/Quader) reichen, könnte man statt dessen mit den eingesparten Fr. 100.000 weitere 14,8 Quader anbauen und das Denkmal, der Bedeutung der Sache gerecht werdend, um 40% vergrössern!

Ferdinand Kürnberger hatte 1872 den Begriff “Denkmalpest”  geprägt, gegen all die Monumente jener Epoche…

 

Hier muss ich mich als Steuerzahler für die gute Sache wehren. Es darf nichts ein, dass man für 37 simple Kupferquader, die ja ohne besonderes handwerkliches Können auf Hundertstelmillimeter genau in jeder zweitklassigen Metallwarenfabrik angefertigt werden können, Fr. 350.000 aufwirft – um einer sonst unbekannten Klosterfrau zu gedenken, die weder quaderartig-kantig war oder dachte, ein allzu freizügiges Herz, keines  aus Metall hatte, somit mit Kupfer nichts am Hut (bzw. unter der Haube) hatte und auch nicht wusste, was ein Picknick ist.

Zum Thema Haube:

Weshalb die Aufregung wegen der Musliminnen? Noch in meiner Kindheit trugen katholische  Nonnen exakt dieselben Gewänder. Und selbst im reformierten Zürich sieht mal allenthalben (maus)grau gekleidete Diakonissinnen, die aussehen wie frisch gebleichte ältliche Araberinnen.

 

Möglicherweise wäre die gute Frau allerdings zu einem Buntmetall-Klotz erstarrt, wenn sie wüsste, was man da zu ihren Ehren in ihren einstigen Garten stellt.

Kurz und gut: bei allen guten Absichten wird deutlich zuviel Geld unnötig ausgegeben und es keimt der Verdacht, eine Mafia aus selbsternannten Kunstexperten und Künstlern saniere sich auf Kosten der Allgemeinheit, mit Kickbacks vom Kupferschmied und Champagner und Lachsbrötchen bei der Einweihungsfeier.

…wie geahnt: alles was Rang und Namen hat, von Bundesrätin Calmy-Rey angeführt… Männer sind nur für Statistenrollen zugelassen.

Wein und teure Brötchen für die selbsternannte Kulturelite; Steuerrechnungen fürs einfache Volk.

B, offensichtlich ein Meister der Politischen Antizipation hat dies alles weise vorausgesehen, wie sein Brief beweist.

Derlei Schmach möchte ich nicht auf der Stadt und ihrer Lieblingsäbtissin sitzen lassen. Ich gehe davon aus, dass die Errichtung dieses zauberhaften Denkmals öffentlich ausgeschrieben wird, damit die Belastung für den Steuerzahler in Grenzen bleibt und bewerbe mich schon heute um die Bauausführung.

Ich darf davon ausgehen, dass Sie mich zu gegebener Zeit zur Offertstellung einladen und sichere Ihnen schon heute eine technisch perfekte und wesentlich preisgünstigere Ausführung sowie pünktliche Fertigstellung auf den 8. Dezember 2003 zu und freue mich auf eine angenehme Zusammenarbeit.

Mit freundlichen Grüssen

cc:
Tageszeitungen
Homepage

Johann Eduard Bechtiger (1862-1930)

Zudem war B.’s Urgrossvater  Kupferschmied in Bütschwil/Toggenburg, da ist die Familienehre gefordert.

 

Nun folgt das gelungene Schreiben von Dr. Hoby. Da die Einweihung reine Frauensache war, kam er wohl nicht zum Wort.

Darunter können Kommentare abgegeben werden – ich schätze Schmeicheleien aller Art, vertrage aber auch Kritik…

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